Frühling kanns

  • Post published:8. April 2025

Der Frühling ist da – endlich. Die Pollen gehen mir für einmal komplett am Arsch vorbei. Das erkenne ich daran, dass ich trotz der gelegentlich noch frischen Temperaturen, den Drang verspüre, mich bereits morgens vor meiner Wohnung oben ohne in die Sonnengrusspose zu werfen und in dieser – einer Statue gleich – für Stunden, Tage, nein, Wochen zu verharren. Licht, wie habe ich dich in den vergangenen Monaten doch vermisst! Ihr lieben Vitamin D3-Tropfen im Kühlschrank, ihr dürft euch jetzt bis im Herbst freundlichst vertrollen, denn mein Körper, dieses Genie, produziert diese Gottesnahrung wieder von ganz alleine. Alles spriesst und blüht um mich herum und ich kann mich am saftigen Grasgrün der Auen und Matten nicht sattsehen. Zur ultimativen Optimierung des Wonnegefühls fehlte eigentlich nur ein in Blüte stehender Kirschbaum im eigenen Garten.

Der natürliche Farbenumbruch im Draussen motiviert auch die Innendekorateur:innen drinnen in der Altstadt Bern sichtlich. Munter werden fröhliche Farben in Schaufensterdekos integriert, Plastikblumen drapiert, luftige Kleidung den Mannequins übergeworfen und bald im Loeb die Osterhasen von der Leine gelassen.

Hinreissend.

Auch Fust, der Elektrowarenanbieter, möchte da selbstredend nicht aussen vor bleiben. Nur fällt er mit seinen Bemühungen total durch. Es geht ja noch, dass er in seiner Auslage diverse Grills ausstellt, das entbehrt nicht einer gewissen Logik, denn die «Tsch, Tsch»-Saison steht schliesslich vor der Tür. Ein rundes hölzernes Bistrottischchen sowie ein Plastikstuhlduo stehen auch da, macht Sinn, beim Fressen will man es ja gemütlich haben. Aber die zwei viereckigen M-Budget-Pappteller und einmal in der Mitte gefalteten, total wahllos dahingeworfenen hellgrünen Servietten plus eine einzige (!) offene Feldschlösschenbierdose, sie geben das Bild einer mindestens mittelschweren Depression ab. Peinlich. Stillos. Note ungenügend. Falls ein Stift in diese Inszenierung involviert gewesen sein sollte: Lehrprobe verkackt. Oh, là, là.

Dann öffnen sich aber just in diesem Augenblick, um 09.00 Uhr, die Schiebetüren und köstlich-deftig pumpende Afrobeats beschallen den ganzen Strassenraum. Kurzum imaginiere ich mich in ein dakarisches Strassencafé, nippe genüsslich an meinem Take-Away-Cappuccino, wackle zwei drei Mal mit meinen weggeschmolzenen Hüften hin und her und denke:

«Nur weiter so, Frühling. Immer nur weiter.»