Cargo Embargo

  • Post published:24. Oktober 2025

Sie sind aus dem städtischen Bild nicht mehr wegzudenken: Cargo-Velos. Entweder dienen sie als Last- oder Lieferwägelchen für das lokale Kleingewerbe, das in der Innenstadt auf unwendige Kastenwagen im Stop-and-Go-Emissionsschleuder-Modus verzichten kann oder als Kleinkindertransportmittel. Bei Letzterem hat man, ganz grob gesagt, die Wahl zwischen einer frontal angebrachten Badewanne oder einem hühnerstallartig aufgebautem Monstergepäckträger, in welcher oder auf welchem mehrere Sprösslinge neben- oder hintereinander platziert werden können.

Was allen Gefährten gleich ist: Sie sind hässlich. Potthässlich. Mit ihrem klobig verlöteten Gestänge und den Traktorpneus fehlt ihnen alles, was das Velo fahren ausmacht: Grazie und Leichtigkeit. Ich begreife schon, dass diese Fortbewegungsobjekte mit Reifen ökologische und praktische Vorteile haben. Aber den Stolz auf den privaten Besitz eines solchen Cargo-Bikes, den viele der oft unbehelmt fahrenden Lenker:innen verströmen, den verstehe ich überhaupt nicht. Du fährst kein Auto, bravo, what else?

Zudem ist mir aufgefallen: Sind die Gefährte nicht von der stabil-dreirädrigen Sorte, sieht man sehr oft, sehr schnell und sehr schonungslos die fahrtechnischen Mängel der Chauffeure und Chauffeusen. Zu welchem Zeitpunkt wie stark gebremst werden muss, damit es zu einer erfolgreichen Punktlandung kommt, wie das Fahrradungetüm im Langsamfahrbereich, zum Beispiel zum Zeitpunkt des Auf- und Absteigens oder dann – «Hilfe» – in Akutsituationen gehändelt werden muss, das gleicht alles eher einer Lotterie. Das bedeutet auch, dass die Cargo-Velofahrer:innen in der Art und Weise wie sie fahren, nicht schlecht ihren eigenen Kindern ähneln, wenn diese das Fahrradfahren erlernen. Sie eiern und schlingern auf ihren Gefährten rum, sie sind unsicher und sie sehen dabei – wie schon bei der Beschreibung der Fahrzeuge erläutert – scheisse aus. Es ist erbärmlich. Ein Cargo-Embargo scheint mir an dieser Stelle das einzig Richtige zu sein.

Nennen Sie mich einen altertümlichen Fahrrad-Puristen oder einen miesepetrigen Neider, was ich beides ganz bestimmt bin. Aber bitte gehen Sie mir und meinen Beobachtungen zumindest teilweise recht und warten sie bitte, wenn sie mit einem Kauf eines Cargo-Bikes liebäugeln, bis es designtechnisch halbwegs vertretbare Lösungen gibt.

Bis dahin: Ein Anhänger tuts auch.