Es gibt wohl kein tristeres Bild in der Agglo als schwer in die Jahre gekommene und sich von selbst entleerende Einkaufsmeilen. Nehmen wir zum Beispiel das Talgut-Zentrum in Ittigen. Natürlich ziehen das grosse Coop, dessen Restaurant und der Aldi im Untergeschoss immer noch die Dorfbevölkerung an. Grundversorgung muss schliesslich sein. Wenn es aber auf der Webseite heisst, dass es «viele Geschäfte» gebe und man «bei jedem Wetter nach Herzenslust lädele» könne, dann müsste mir erst einmal jemand erklären, was damit gemeint ist? Denn da sind lediglich noch ein italienisches Kaffeespezialitätengeschäft, ein Dönerladen, ein Nagelshop, ein Geschäft mit Gesundheitsschuhen, ein Eishockeyutensilienshop sowie ein Informations- und Begegnungsort (die Pulfer-Stube), kurz: ein Senior:innentreffpunkt. Das riecht definitiv nicht nach Shoppyland oder Westside, sondern mit seinen üppig vorhandenen ungenutzten Ladenflächen und einer dahinserbelnden Infrastruktur nach toter Shoppingzone. Da reicht ein einzeln hingemopster Bücherkasten alleine zur Belebung definitiv nicht aus.
Ebenfalls zur Hälfte unbespielt, sind die Schaukästen, die man 1981 entlang des überdachten Gehweges aufgestellt hat. Und genau ein ebensolcher zieht mich magisch an, denn ein Künstler hat diesen Mini-Ausstellungsraum mit einem seiner Aquarelle sowie mit handschriftlich verfassten und bereits schwer verblassten «Werbebotschaften» versehen. Ich lese: «DAS BILD, entstanden durch die feinfühlige Hand des Künstlers XY. Ein Ort, eine Geschichte, ein spezielles Geschenk. Interesse?» Zwei Telefonnummern runden seine 3D-Annonce ab.
Das hat mich wunderbar animiert, mir zu überlegen, wie ich selbst mein Geschreibsel blumig anpreisen könnte. Zum Beispiel so: «Die humorvollen Geschichten, entstanden durch die textaffine Hand des Verfassers, bringen Sie garantiert zum Schmunzeln» oder etwas rustikaler: «Die Texte, verfasst von einer schreibwütigen rechten Klaue, entwickeln einen Sog, dem Sie sich unmöglich entziehen können. Noch nie war Alltagslife fesselnder» oder dann: «Kaffeekoffergeschichten? Überleg nicht, kauf den Scheiss und schau selbst was die Flosse dieses Autors kann».
Damit wären wir auch wunderbar zurück bei den Intentionen, die ein runtergegartes Geschäftszentrum, einen mittelmässig ambitionierten Maler und einen Teilzeitschreiberling verbinden:
Egal, was man wie gut oder wie schlecht auch immer tut, Hauptsache die Botschaft stimmt.